Vor einiger Zeit wurde ich gefragt, wie in unserem Unternehmen MAYFLOWER Lernen stattfindet.
Neben unserer 2-wöchentlichen Slacktime (Innovationszeit, organisiert wie ein Open Space) am Freitag gibt es unterschiedliche Lernformen in den Teams. Ich berichte hier von den Lern-Elementen in meinem Beratungs-Team, in dem ich meine operative Arbeit einbringe. Und außerdem, wie ich selbst lerne.
Wie lerne ich?
Wenn ich etwas lerne, versuche ich es oftmals zu verarbeiten: Notizen verfassen, tweets schreiben, einen Blogartikel verfassen, einen Vortrag auf einer Veranstaltung einreichen, bei einem Podcast über das Thema sprechen, …
Zum einen denke ich “Schreiben ist Lernen”, das heisst das Gelernte verfestigt und verinnerlicht sich dadurch. Zum anderen habe ich dadurch die Möglichkeit, über das Feedback, das ich von den “Nutzern” (Lesern, Zuhörern, …) bekomme, erneut zu Lernen.
Es ist wie bei der Produktentwicklung: Das Feedback der Nutzer, ganz gleich ob positiv oder kritisch, gibt mir wiederum die Gelegenheit zu Lernen.
Und aus diesem Lern-Effekt, entstehen weitere Ideen, die ich dann wieder in tweets, Blog-Beiträge usw. verarbeite.
Das gleiche trifft auch zu, wenn ich in einem Beratungsprojekt bin oder unsere Kunden, für die wir digitale Software-Produkte entwickeln, betreue: Auch dort, durch die Beratung und die Arbeit mit dem Kunden, lerne ich - und speise dies in meine “closed loop” ein, denn hier bekomme ich ebenfalls viele Ideen, die ich wiederum in Artikel, Konferenz-Vorträge etc. verarbeiten kann.
Welche Lern-Elemente haben wir im Team?
Im Team versuchen wir, Reflexionsschleifen an allen Ecken zu fördern und zu leben. Da es viele sind, hier nur eine stichpunktartige Auflistung. Unser Workstream teilt sich auf in die Bereiche
- operative Kundentätigkeit
- Content-Produktion inklusive Meetup-Organisation
- Networking & Akquise
Wir organisieren uns Kanban-artig mit Elementen aus dem Scrum wie Refinement und Retrospektive.
Unsere Lern-Elemente sind:
- Weekly Planning: In einer für uns passenden Agenda gibt es zum Abschluss die Suche nach 1 Verbesserung, die wir in unserer Arbeit direkt ändern / ausprobieren wollen. Dies wird durch eine entsprechende Frage gestellt
- Retrospektive: Findet 2-wöchentlich statt. Über einen Agenda-Punkt im Weekly prüfen wir, ob wir für die kommende Retro ein Schwerpunkt-Thema setzen wollen
- Post Mortem bzw. After Action nach einem Projekt: Um unsere Arbeit kontinuierlich zu verbessern, halten wir nach jedem Projekt eine Art Post Mortem / After Action Review ab, in dem wir gezielt nach Verbesserungen für die Zukunft suchen. Dies betrifft sowohl Kundenprojekte als auch größere interne Team-Projekte (zB MVP-Release von theagilehub, nach Erstellung eines Whitepapers etc.)
- Review-Spalte in unserem Board: Insbesondere in der Content-Produktion ist es uns wichtig, Feedback von Team-Kollegen zu bekommen. Dazu dient die Review-Spalte in unserem Board. Über die Rückmeldung, die wir eigenständig einfordern, lernt jeder von uns natürlich auch
- Persönliche Peer-Feedback-Runden: In regelmäßigen Abständen treffen wir uns im Team und gestalten persönliche Peer-Feedback-Runden. Hier probieren wir verschiedene Formate aus. In diesen Runden üben wir gegenseitige konstruktive Kritik verbunden mit self-selected Action Items zur persönlichen Verbesserung und versuchen uns zusammen als Team nach vorne zu bringen, indem wir die Gelegenheit für das persönlich-fachliche Wachstum der Einzelnen schaffen. Sicherlich ist es nicht immer ganz einfach und benötigt ein gewisses Level an Vertrauen - doch wenn man es regelmäßig macht, dann ist wird es immer einfacher Falls Ihr bei Euch im Team Schwierigkeiten habt, so etwas durchzuführen, hilft eventuell der bekannte Spruch: “If it hurts, do it more often” Wer es als Team schafft, durch diesen Prozess durchzugehen, wird am Ende viel stärker und robuster sein.
- Weiterentwicklung in Form einer Roadmap: Wir haben es ein paar mal gemacht, es ist aber bei uns wieder eingeschlafen (und bringt mich zur Idee, das im Team noch einmal anzubringen). Hier hatten wir uns in 4-monatigen Abständen getroffen und jeder von uns hat seinen eigenen Weiterentwicklungs-Plan mitgebracht, wie er oder sie denkt, sich im Sinne des Unternehmens und im Kontext unserer Team-Vision weiterzuentwickeln. Mit entsprechendem Peer-Feedback und einem Grading war das dann Gegenstand der eigenen Objectives / Ziele / Entwicklungs-Epics, die dann auch transparent auf unserem Team-Board in der Swimlane “Team-Internas” auftauchte. Ich habe hier für mich die Product Vision und Product Roadmap genutzt, da ich mir dachte dass wenn ich und meine Weiterentwicklung das Produkt sind, dann kann ich auch die Instrumente des Product Owners dazu nutzen Ich habe dazu auch mal einen Artikel auf Linkedin geschrieben
- Regelmäßige Feedback-Schleifen mit dem Kunden: Unsere Kunden sind häufig überrascht, dass wir in regelmäßigen Abständen nach Feedback fragen. In größeren (Software-)Projekten bedienen wir uns des “Mayflower Cooperation Feedback Questionaire”, bei Beratungs-Projekten sind es regelmäßige Feedback-Syncs mit den Stakeholdern unserer Kunden
So, das war schon eine ganze Menge. Für uns ist das ein lebendes System. Im Rahmen unserer Retrospektive und unseres wöchentlichen Taktik-Treffens passen wir diese Rituale an die Gegebenheiten an.
Natürlich haben wir bei jedem Treffen eine Plus/Delta oder ROTI-Abfrage. Und wer unsere #meetups-events:agileufra-meetups kennt, der weiß, dass wir das Feedback unserer Teilnehmer sehr ernst nehmen und ebenfalls in unseren Nachbereitungs-Treffen neben unserem eigenen Feedback dazu nutzen, um die Meetups für die Teilnehmer stets zu verbessern
Und wie lernt Ihr im Team?
Jetzt bin ich natürlich neugierig, welche Lern-Elemente in Euren Teams stattfinden. Freue mich auf Kommentare!