REDEN IST SILBER, SCHWEIGEN IST GOLD - Ein Praxisbeispiel aus der Beratung

“Manchmal ist es besser zu schweigen, statt Unpassendes oder Überflüssiges zu sagen.” - als ob Berater jemals Überflüssiges sagen würden! :stuck_out_tongue_winking_eye:

Im letzten OKR Beratungsprojekt war es an der Zeit, den Kunden flügge werden zu lassen, zurück zu treten und auf Wunsch des Kunden als Backup für die Meeting Moderatoren sowie als Impulsgeber bei einem Company OKR Planning vor Ort dabei zu sein.

Der Kunde zahlt dafür, dass ich einen Tag lang still daneben sitze und nichts (aktiv) tue? Was leiste ich damit als Beraterin eigentlich?

Hier hatte ich einen inneren Konflikt rund um die Themen “Wertigkeit einer Leistung”, “Erwartungshaltungen” und “Passivität” in einer Rolle, die eher mit Führung in Verbindung gebracht wird und dem, was man allgemein unter “Beratung” versteht. Und andererseits war mir aus meiner Coaching-Perspektive völlig bewusst, dass der Kunde immer noch am besten weiß, was er gerade braucht.

So gesehen ein alter Klassiker: Beratung und Coaching sind zwei verschiedene Dinge.
Wann wird welcher Aspekt sinnvoll eingesetzt, um ein gutes Endergebnis zu erzielen?

Das Planning war großartig auf Kundenseite vorbereitet, aufgeteilt und moderiert. Am Ende hatten wir ein stimmiges Ergebnis für die anwesende Teilnehmergruppe. Ich habe hier und da Impulse in die Diskussionen eingebracht, ansonsten die Klappe gehalten und das Meeting auf mich wirken lassen. Alles, was mir aufgefallen war, habe ich mit der OKR Buddy-Gruppe des Kunden geteilt.

Für unseren Auftrag und das Company OKR Planning selbst war es am Ende richtig und wichtig, zu diesem Zeitpunkt die Beratung loszulassen und dem Coaching-Aspekt mehr Raum zu geben.

Was ist hieraus mitzunehmen?

Sicherlich, dass der Unterschied zwischen Beratung und Coaching klar sein muss und man durchaus von Fall und Fall entscheiden kann, was gerade benötigt wird. Dies muss jedoch immer mit den Beteiligten geklärt sein. Stichwort ist hier die saubere Auftragsklärung sowie das Anforderungsmanagement.

Darüber hinaus ist mir ein Aspekt wichtig, sowohl die innere Haltung als auch die Gruppendynamik betreffend:
wir brauchen unbedingt unterschiedliche Rollen und Perspektiven für das Gelingen einer gemeinsamen Arbeit. Wir wirken durch Präsenz, Aktion, Reaktion, mit unserer Körpersprache, mit dem was wir sagen und wie wir es sagen und ebenso mit dem, was wir nicht sagen oder nicht tun. Manche Menschen können den Raum halten und eine Gruppe sicher durch eine Aktion führen. Andere Menschen führen durch ihre klaren Ideen. Kritiker bringen eine weitere Perspektive ein. Beobachter nehmen wahr, was unausgesprochen bleibt, aber sichtbar wird. Weitere unterstützen die Ideen der Gruppe. Das sind alles wichtige Bestandteile, die gebraucht werden und wir können nicht nicht wirken.

Wenn du mit einem festen Team arbeitest, z.B. in der Rolle eines Scrum Masters oder eines Coaches macht es übrigens Sinn, die Teamrollen (z.B. nach Belbin) zu erarbeiten und im Team gemeinsam zu klären.

Wie gehst du mit diesem Thema um? Was sind auch deine Erfahrungen oder was würdest du dir gerne mal anschauen wollen?

Liebe Grüße, Dani

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Manchmal ist es besser zu schweigen, statt Unpassendes oder Überflüssiges zu sagen.

Du hast in diesem Beitrag (Posting) derart viele Facetten adressiert, dass man m.E. darauf basierend einen kleinen (?) Guide bzw. ein eBook schreiben könnte.

Grandios. Ich hoffe, dass dein Posting eine große Reichweite erzielt und entsprechend zum Reflektieren anregen. Für mich schon jetzt eines der Postings des Jahres. Und das, obwohl das Jahr erst 12 Tage alt ist.

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ahhhhh, mega! Das freut mich total! :wink: Danke für dein Feedback und ich hoffe auch, dass noch mehr spannende Themen kommen dieses jahr :slight_smile:

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Das kann sich sogar zuspitzen: Schweigen und weiterhin bezahlt werden oder reden und nicht länger bezahlt werden – was zumindest zeigt, ob etwas aus Sicht des Kunden “unpassend oder überflüssig” war.

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Ja, natürlich - der Aspekt spielt auch eine Rolle. Interessant. Dabei ist auch die Frage, was man erreichen möchte, bzw. wohin der Weg mit dem Kunden geht.

Mein Impuls, der durch deine Antwort hochkam ist gerade nochmal eine weitere Betrachtungsweise: ich habe die Haltung (und unterstelle positiv), dass eine Beratung grundsätzlich per se erstmal nicht “überflüssig” ist. Denn - egal was der fachliche Output ist - wird der Kunde immer seine Erfahrung und Learnings machen - die Gedanken, die er sich zu dem Thema macht, sind wertvoll. Natürlich kann dabei rauskommen, dass der Kund erkennt, dass er bereits gut aufgestellt ist und ggf. gerade mal keine Veränderung eines laufenden Prozesses braucht oder dass eine Veränderung erstrebenswert wäre. Ob mit Berater, vielleicht einem anderen Berater oder ohne.