Disclaimer
Kontext (Software-Produkt, Hardware-Produkt) ist wichtig. Aber schon 2011 stellte Marc Andreessen fest:
Software is eating the world
Daher ist dies das dominante Denken in meinen Überlegungen. Es ist unvermeidbar, dass in Hardware auch (nicht wenige) Software-Komponenten stecken.
Software-Systeme sind auch für das Business der Schlüssel für die Überlebensfähigkeit von Organisationen in der Zukunft (mehr Profit, schnellere Anpassungsfähigkeit ggüber Marktänderungen, vergleichsweise einfacher als HW-Produktion, usw.)
Scrum Master & technisches Verständnis
Ein Scrum Master benötigt auch “technisches Verständnis”, um für das Team und damit das Produkt und die Organisation wirksam zu sein.
Wenn man sich bei diesem schon etwas älteren Artikel von Barry Overeem orientiert, so liest man dort:
Is also competent with XP, Kanban and Lean
und folgenden Beispiel-Fragen
How are our engineering practices doing?
- Is the team caring and improving them?
- How is the test automation?
- Is the team expanding their Definition of Done?
eXtreme Programming (XP) - das im Übrigen die Rolle des Scrum Masters nicht kennt - und verwandte Themen wie Software Craftership enthalten Praktiken und Haltung zu professioneller Softwareentwicklung.
Wenn ein Scrum Master also weiß,
- welchen Zweck Pair-Programming und Ensembles erfüllen
- warum Qualität als nicht-verhandelbar angesehen wird
- wozu Test-Automatisierung gut ist und warum das doof ist, wenn immer alle Tests rot sind oder der Integration-Bot in der CI-Pipeline meckert und der Scrum Master bei “Pipeline” nicht die Stirn runzeln muss
- und noch so einiges mehr …
kann er also besser beobachten, “was gerade Phase ist” im Team. Er kann besser agieren, passgenauere Interventionen setzen, wenn es darum geht, das Team zu unterstützen oder es zu neuer Höchstleistung zu bringen.
Skalierungs-Frameworks wie LeSS propagieren sehr stark eine Haltung, die sehr nah an den Praktiken von XP ist.
SAFe verwendet “ScrumXP”, eine abgewandelte Form von Scrum, die XP-Elemente enthält.
Das Agile Manifest und die dahinter liegenden Werte entstammen dem Leidensdruck, den Software-Professionals um die Jahrtausendwende bei der Realisierung großer Software-Systeme hatten.
Software ist in den letzten 20 Jahren viel komplexer geworden. Es ist hilfreich zu wissen, was Business und Entwickler denn da im Event Storming Workshop zusammen machen, wozu die vielen Klebezettel notwendig sind, was Bounded Contexts sind, wieso man Teams nach Domänen schneiden (zusammenstellen) kann und sollte, warum Team Topologies verschiedene Team-Typen kennt und was dieses DevOps-Ding ist, von dem immer alle sprechen. Welche Auswirkungen dies auf Flow Metrics (hallo Kanban) mit der Prozesseffizienz hat, warum oftmals Effektivität besser ist als Effizienz, manchmal aber dann doch Effizienz wichtiger als Effektivität ist und und und.
The Scrum Master is accountable for the Scrum Team’s effectiveness. They do this by enabling the Scrum Team to improve its practices, within the Scrum framework.
(Scrum Guide)
Der Scrum Master ist also ergebnisverantwortlich für die Effektivität des Teams.
Enabling the team to improve its practices betrifft nicht nur, dass die Scrum Rituale “gut sitzen”, sondern dass eben genau die Praktiken, die das Team verwendet, sich auch verbessern.
Oder wie der deutschsprachige Scrum Guide schreibt:
Der Scrum Master ist ergebnisverantwortlich für die Effektivität des Scrum Teams. Er tut dies, indem er
das Scrum Team in die Lage versetzt, seine Praktiken innerhalb des Scrum-Rahmenwerks zu verbessern.
Und dazu muss der Scrum Master den Kontext, in dem das/sein Team agiert, und die Praktiken, die das Team jetzt und zukünftig verwendet, hinreichend gut verstehen können.