Frage der Woche: Retrospektive abbrechen

Neuer Montag, neue Frage der Woche:

Wenn du Scrum Master bist oder wärst: Gibt es Gründe, aus denen du eine Retro vorzeitig beenden oder absagen würdest? Welche sind das?

Spannend für dich? Dann komm in den Austausch.

Liebe Grüße, Dani

Vorzeitig beenden würde ich eine Retro, wenn das Team in einen Vorwurf-Ping-Pong verfallen würde oder einige oder alle sehr/zu emotional diskutieren, so dass eine sachliche Diskussion nicht mehr möglich ist. Ich würde dem Team mitteilen, dass ich wahrnehme, dass die Stimmung aufgeheizt sei und nicht mehr konstruktiv am Thema gearbeitet wird und ich es daher als sinniger ansehen würde, die Retro zu beenden. Ggf. würde ich nachfragen, ob sie dies genauso sehen, das hängt allerdings wirklich von der Situation ab.

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Gründe für Absagen fallen mir leider nicht wirklich ein, höchstens wenn zu viele Teilnehmende abwesend sind und nur z.B. 2 Personen da sind. Das halte ich für zu wenig bzw. würde ein spontanes “Kurzformat” durchführen wollen, um die Stimmung und Meinung der Anwesenden mitzunehmen.

Wenn die psychologische Sicherheit nicht gegeben ist. Ggf. einen SafetyCheck einstreuen. Auch anonym. Dann wäre das ein Thema, was zuerst angegangen werden sollte.

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SafetyCheck kenne ich gar nicht. Hast du hierzu detailliertere Tipps?

Du fragst vor Beginn der Retro oder auch während - falls man merkt, dass ein rosa Elefant im Raum ist - ob die Beteiligten bereit sind über “alles” zu sprechen.

remote über ein anonymes Voting (zB Mural) oder vor Ort mit einem umgedrehten FlipChart.

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Ich habe eine Retro schon vorzeitig beendet, weil das Stimmungsbarometer am Anfang total positiv war und bei der Themensammlung niemanden etwas wirklich verbesserungswürdiges eingefallen ist. Das passte auch zu meinem Eindruck. Bevor wir gekünstelt Kleinigkeiten zerkauen, bin ich direkt zum Abschluss gegangen. Das Team war überrascht, aber auch dankbar. :wink:

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Ich setze die Retrospektiven mit Timebox an. Sobald die Teilnehmer durch alle Phasen gelaufen sind, ist die Retrospektive vorbei. Sie dauert auch maximal die veranschlagte Zeit. Falls irgend ein Problem nach der initialen Diskussion den Rahmen sprengen würde, setzte ich einen separaten Problem-Solving-Workshop mit Agenda an und vereinbare die Dauer, die Teilnehmer und das Datum noch in der jeweiligen Retrospektive. Meine meisten Retrospektiven enden damit vor dem vereinbarten Ende.

Eine Retrospektive vor Abschluss der Phasen beenden musste ich noch nie, allenfalls fällt mein ROTI am Ende flach wenn ich nicht auf die Zeit geachtet habe.

Ich könnte mir allerdings vorstellen, dass ich - sollten einzelne Teilnehmer beleidigend werden - beende und lieber einen Retrospektivenfolgetermin in der Gruppe vereinbare. Ein Konfliktgespräch ausschließlich mit den unzufriedenen Parteien würde davor stattfinden. Das Vorgehen leite ich davon ab, dass ich dafür Sorge tragen soll, dass die Scrum Meetings positiv verlaufen.

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Hi Dirk, so mache ich es auch. Danke.
Noch ein Tipp, den ich gerne teilen möchte, nach dem ich den Satz “falls ein Problem den Rahmen sprengen würde” gelesen habe.
Ich nutze dabei die Kategorisierung der Themen/Probleme nach dem “4 Spaces”-Prinzip. Man findet hiermit relativ einfach den passenden Raum, um Themen zu besprechen bzw. ob sie jetzt hier in die Retro gehören oder eben woanders hin.

Kannst du mir bzw. unser mehr über das 4 Spaces Prinzip erzählen? Ich kenne es nicht und ich bin mir nicht sicher, ob die Google Ergebnisse das sind, was du erwähnt hast.

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Hey zusammen, danke für eure Antworten :slight_smile:
Ich hatte mal vor einigen Jahren eine Retro für ein anderes Team durchgeführt. Das Team hatte keine Lust auf eine Retro und ist aus dem Modus “wir beschweren uns über alles, was im Unternehmen scheiße läuft” nicht rausgekommen. Bei den Fragen, welche Optimierungspunkte sie denn bei sich sehen, was gut wäre zu verändern, kam auch nichts. In dem Fall habe ich die Retro abgebrochen, weil es keine Ergebnisse gebracht hätte. Das war eine ziemlich frustrierende Situation, um ehrlich zu sein. Aber sie durchzuziehen und zu spüren, dass sich danach nichts verändern würde, hat sich ebenso falsch angefühlt. Wenn keine Veränderungsbereitschaft da ist, die Schuld nur bei anderen gesehen wird, dann ist es die Mühe nicht wert. Das war danach mein Fazit.

Andererseits hatte ich auch schon Retros, wo es einfach nichts gab, weil es rund lief. Wir haben ein paar Minuten genutzt uns auszutauschen und nochmal zu fragen - aber - alles gut. Dann haben wir das ebenfalls beendet.

Heute würde ich insgesamt noch mehr auf die psychologische Sicherheit achten und ob der Raum auch wirklich frei ist, um sich auszutauschen und gemeinsame Lösungen zu entwickeln. Wenn das nicht gegeben ist, würde ich vermuten, dass ich dann stoppe. Ich glaube, dass wir sonst eher Schaden anrichten, wenn wir trotzdem durchziehen. Da gäbe es dann erstmal die dahinter liegende Baustelle zu lösen.