Frage der Woche: Quellen der Inspiration - was hat sich bei euch wirklich eingebrannt?

Jeder holt sich seine Inspiration aus unterschiedlichen Quellen. Manchmal passiert das sehr bewusst und aktiv, ab und an aber auch unverhofft und überraschend.

Mir fallen da spontan diese möglichen Quellen ein: Bücher, Impulse, Key Notes, Workshops, Videos, Unterhaltungen, Gesten, Handlungen, Ideale, Personen oder Unterhaltungen.

  • An welche Situation bzw. Quelle könnt ihr euch noch erinnern, die euch nachhaltig inspiriert hat?

  • Und was habt ihr bis heute mitnehmen können?

Ich denke, mein Chemie Lehrer hat mich zur Agilität gebracht - unabsichtlich natürlich, denn in den 80’er Jahren war das Thema Agilität - schon gar an Schulen - unbekannt.

Aber sein Motto war immer: die Alchimisten hatten keine Bücher, in denen steht, wie Chemie funktioniert. Sie mussten alles selbst herausfinden. Und so mussten wir im Unterricht auch alles selbst herausfinden. Wir haben kein Buch verwendet! Sehr zum Ärgernis von Eltern, deren Kinder zuvor andere Chemie-Lehrer hatten oder teure Bücher angeschafft haben, die nun nicht genutzt wurden.

Komplett durch Empirie haben wir Grundgesetze der Chemie entdeckt, angewendet und neue Erkenntnisse gewonnen. Deduktiv und Induktiv, statt durch auswendig lernen. Ich wollte es immer be-greifen und nicht herbeten.

Das braucht Mut. Das braucht Forscherdrang. Den Willen, trotz Fehlern weiter zu machen. Das braucht eine Vision (warum mach ich das alles?).

Irgendwie hat mich das getriggert und bis heute denke ich gern an diese Zeit zurück.

In (agilen) Projekten faszinieren mich ebenfalls stets die Begegnungen mit Menschen, die voller Tatendrang und Wissensdurst gern zum Ziel kommen möchten. Die gern ihre Fähigkeiten einsetzen, um den Teil der Arbeit zu erledigen, der zu ihnen passt. Und Schwierigkeiten beim Namen nennen.

Schönste Story aus meiner Zeit als Scrum Master: In einer Retrospektive haben wir nochmal rekapituliert, was nach der letzten Produktivsetzung unseres Inkrements schiefgegangen war. Sehr zum Ärger einer Abteilung, die unsere Software nutzt, hat ein Prozess dort nicht mehr funktioniert. Schlicht weil wir beim Testen nicht wussten, wie dort gearbeitet wird. Das führte in der Retro dazu, dass wir unsere Definition of Done angepasst haben und Testskripte von eben dieser Abteilung haben reviewen lassen, um mögliche Konsequenzen durch die etwas “ungewöhnlichere” Nutzung der Software dort besser antizipieren zu können. Das hat später geholfen.

An diesem Retro-Tag aber schwebte immer noch das ungute Gefühl im Raum, dass wir unsere Softwareanpassungen nicht nutzen konnten. Wir hatten die Behebung des Bugs als ersten Task für den kommenden Sprint ins Backlog geschrieben und wollten in die Mittagspause gehen. Es war aber noch etwas Zeit… so entstand eine spontane Kaffeepause und ALLE (!) Mitglieder des Teams gruppierten sich um das Notebook des Entwicklers, der nach der Fehlerursache und einer möglichen Behebung suchte. In meinem Team waren auch Fachbereichskollegen, die von Programmierung nichts verstanden und trotzdem haben ALLE mitgewirkt, nach der Fehlerursache zu suchen. Und: nach ca. 10 Minuten war das Problem erkannt und eine Lösung gefunden!

Für mich ein tolles Beispiel für agiles Arbeiten: Interdisziplinär, flexibel, wissbegierig, mutig…

In klassischen Projekten gab es sowas nie. Wenn dort Fragen zur Fachlichkeit aufkamen, wurde ich häufig weggeschickt (“steht im Konzept”, was so viel heißt wie “lass mich in Ruhe” oder “störe meine Kreise nicht”). Der Antrieb, gemeinsam nach guten Lösungen zu suchen war einfach nicht ausgeprägt genug. Der Teamgedanke konnte nicht aufkommen, weil die Teams einfach zu groß waren…

Also: Agilität kann klappen. Es braucht mutige, wissbegierige Menschen, die verstehen, warum wir zusammen gekommen sind und eine Idee vom möglichen Ziel der Unternehmung haben!

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Ui, spannende Frage und ein weites Feld. Danke dafür.

Meine Nr. 1 ist das Buch von John Strelecky - Das Cafe am Rande der Welt. Erstmalig 2018 gelesen.

Warum?
Es hat mir dabei geholfen, mich zu reflektieren, herauszufinden, warum ich tue, was ich tue, was meine Motivation ist, an was ich Freude habe und was meine „Rolle“ ist. Dieser Prozess ging aber auch richtige ans Eingemachte. :smiling_face:

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Ich musste über meine eigene Frage selbst etwas nachdenken :grin:

Aber eine Sache, die mich wirklich nachhaltig inspiriert hat, ist Simon Sineks “WHY” Talk.
Inzwischen natürlich ein Klassiker, aber dadurch nicht weniger wahr und wichtig.

Für mich ist es erstaunlich, wie er es schafft, mit minimalsten Mitteln (ein Whiteboard mit 3 Kreisen) den Kern und die Essenz dieses Modells so klar zu beschreiben. Und welchen enormen Einfluss es in der Geschichte hat.

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