Die Frage der Woche: Important!?! Measurement

Moin moin,

das Thema Messen und Metriken beschäftigt mich gerade (noch).
Schuld daran ist natürlich auch unser Meetup „Team Performance Measurement – Fluch oder Segen?“.

Was ich mir mitgenommen habe: Warum wird beim Messen oft zu wenig darauf geachtet, die wirklich relevanten Daten zu erfassen?

  • Wie geht ihr bei euch im Team mit abstrakten Größen wie generierter Mehrwert, Innovationsgrad, Cross-Functional-Fit oder Transparenz um?
  • Meßt ihr diese Größen?
  • Wie tut ihr das?
  • Gibt es Vorgaben von „außen“ was ihr messen müsst?

Wie seht ihr das?


Quelle: When something is really, really important to you – here’s what to do! - Christian Campbell

Die Themen Messen und Metriken sind ein spannendes Feld und ich habe noch nie so viele Irrtümer erlebt wie bei diesen beiden Themen.
Mehrwert Messung tun wie regelmäßig (im SAFe Kontext) durch die Bestimmung des Business Value. Auch hier wird gerne gemauschelt, insbesondere von den Entwicklern (O-Ton: wir haben doch ein wenig was entwickelt), jedoch versuche ich immer wieder klar zu machen, was Mehrwert für einen Kunden oder Stakeholder bedeutet. Wir werden dort auf jeden Fall besser.
Der Business Value wird bei uns für 3-5 Objectives, die wir uns für ein Quartal vornehmen, vom Team zusammen mit dem Business Owner festgelegt. Skala 1-9. Und kurz vor Ende des Quartals kommen alle wieder zusammen und dann wird geschaut in wie weit die Objectives umgesetzt wurden. Ebenfalls Skala 1-9. Es kann Abweichungen geben oder wir erreichen den zuvor festgelegten Wert.

Alle übrigen von dir genannten Größen messen wir aktuell nicht.

Hey Manuel,

finde ich interessant:

Kannst du ein kurzes Beispiel geben, wie ihr die Skala von 1 bis 9 in Bezug auf den Business Value definiert habt? Und woran ihr das festmacht, also welche Messwerte ihr dazu verwendet?

Danke =)

Hallo Benjamin,
eine feste Definition haben wir nicht wirklich, da der Business Value eine subjektive Komponente ist - so meine Erfahrung.
Hier ein kleines Beispiel wie es bei uns ablaufen könnte
Für die max. Dauer von 3 Monaten, ein sogenanntes Program Increment (PI) sind folgende Features geplant

  1. Optimierung bestehender Dialog für die Buchung von Produkt A
  2. Einführung neuer Bezahlfunktion Kreditkarte für bestehenden Bestellprozess
  3. Umbau Service Architektur in Microservice Architektur als Vorbereitung Migration in die Cloud

In dem Termin mit Business Owner (BO), Product Manager (PM) und Product Owner (PO) erläutert das Dev-Team die oben genannten Ziele und gibt einen Vorschlag wie wichtig aus ihrer Sicht die Themen sind.
Nehmen wir an, das Wichtigste sei Punkt 2, dann erhält der den Wert 9.
Punkt 1 ist weniger wichtig und erhält aus Sicht des Dev-Teams eine 6-7.
Punkt 3 bewertet das Team als 7 (so meine Erfahrung). Der BO bewertet es aus Kundensicht, technische Änderungen sind i.d.R. nicht kundenrelevant, daher nur eine 2. Dies wird dann entsprechend argumentiert, meistens behält der BO recht, weil er mehr den Fokus auf das Business und den Kunden hat.
Wenn die Werte festgelegt sind, dann schauen wir (BO,PM, PO, SM) in regelmäßigen Meetings darüber wie der Fortschritt ist. Hierbei helfen und die abgeschlossenen Epics (ggf. auch Storys).
Am Ende des PIs treffen sich alle wieder und schauen auf den Erfüllungsgrad, abgeschlossene Epics und User Storys. Mithilfe der DoD können wir festmachen, was wirklich done, sprich fertig und live vor Kunde ist. Sollte etwas nicht fertig geworden sein und noch nicht live genommen worden sein, dann gibt es leider die meisten Diskussionen. Ich vertrete die Ansicht, was der Kunde nicht nutzen kann, hat keinen Wert, ergo 0. Hier diskutieren die anderen oftmals darüber, was noch fehlt und geben somit statt einer 7 vielleicht eine 4. Die Werte werden dann summiert und der achieved Value durch den planned Value dividiert. Dann erhältst du den prozentualen Wert. Korridor zwischen 80-100% ist unser Zielwert.

Puh, das war jetzt ordentlich Text. Ich hoffe verständlich :smiley:

Hey Manuel,

es war viel Text, aber dafür auch sehr gut nachvollziehbar :wink:. Danke dafür!

Ich finde das Vorgehen, so wie du es beschrieben hast, durchdacht und fair.
Es erfolgt im Vorfeld ein Aushandeln mit den Stakeholdern über das Was, Wie, Wie lange, und Warum gemessen werden soll.
Dass es im Detail an der ein oder anderen Stelle unterschiedliche Auslegungen von „Kundennutzen“ gibt, ist glaube ich ganz normal, und fördern den Dialog ja zusätzlich.

Das ist für mich ein super Beispiel, wie man „Play the Metric System“ von der letzten Frage der Woche, vorbeugen kann.

Wird dieses Vorgehen von allen Beteiligten akzeptiert?

In meinem aktuellen Projekt wird das Vorgehen so akzeptiert.
Wir haben lediglich immer eine Diskussion über die Werte am Ende des PIs, bis jetzt habe ich noch keine wirklich greifbare Größe/Metrik gefunden, mir der wir Fakten schaffen können.