Diese Frage der Woche gefällt mir. An sich sind es ja mehrere Fragen
Ich mag das “Encourage acts of Leadership on all levels” aus dem Kanban (naja, eigentlich dem TPS Toyota Production System).
Die Wirkung dahinter ist, dass Organisationen robuster werden.
Dabei helfen:
- Transparenz fördern (Open Books usw.): Alle Daten und Informationen (gute wie schlechte) zur Verfügung stellen, damit Entscheidungen getroffen werden können
- Geteilte Kompetenz / Autorität (Ownership und Verantwortungsübernahme fördern): “Sense of ownership” fördern, erlauben zu explorieren und zu entdecken was sie instande sind zu leisten. Aber auch zu beobachten und beispringen, wenn es Rat oder (leichte/starke) Unterstützung braucht
- Feedback fördern und das Teilen von Ideen einfordern: Viele Agilisten werden jetzt aufschreien und sagen “Ja aber Feedback kann doch nur freiwillig gewollt werden” - das sehe ich explizit anders. Eine regelmäßige Rückmeldung & Kommunikation ist wichtig, um Orientierung zu geben. Und zwar nicht nur von der Hierarchie “eins drüber”, sondern insbesondere auch im Peer Feedback, also aus dem Team und/oder der gleichen Ebene. Ich kann doch nicht einerseits selbst entscheiden, und andererseits keine Rückmeldungen entgegen nehmen wollen. Das geht nicht. Damit Rückmeldungen gut plausibel sind, ist es wichtig, diese aus verschiedenen Perspektiven zu bekommen (auch von Menschen von “weiter weg”) - nicht umsonst propagiert Gerhard Wohland “die bezahlte Rechnung des Kunden” als sinnbildliche externe Referenz die darüber entscheidet, ob eine Arbeit eine gute Arbeit (für andere) war oder nur Selbstbeschäftigung
- Die erfolgte Übernahme von Verantwortung anerkennen: Wer hat wo Verantwortung übernommen? Im Unternehmen braucht es Plätze, um darüber zu sprechen und das anzuerkennen. Mechanismen gibt es viele.
Ein Team-Kontext hilft dabei, dass es vielleicht für ungeübte “Schwimmer” keine große Hürde wird, mal ins kalte Wasser zu springen. Wenn es ein Teamgefüge gibt, bei dem sich einander geholfen wird. Problematisch wird’s dann, wenn zB Team-Members sich immer nur die einfachen Tasks greifen. Hier kann eine Retro Klarheit bringen. Oder ein Kollege möchte, dass ich meine Autorität dafür nutze, um das unangenehme Gespräch mit dem Kunden zu führen, anstatt selbst in die Verantwortung zu gehen (alles schon erlebt).
Bei all diesen Dingen sehe ich die Führung (sowohl die hierarchische als auch die laterale wie zB Scrum Master / Agile Coaches und ähnliche Rollen) als diejenigen, die wie ein Gärtner die obigen vier Punkte regelmäßig pflegen, nudgen, aber auch gezielt und regelmäßig einfordern. So lange, bis es übergreift und die Punkte von allem im Team gelebt werden - dann verschwindet auch das Anti-Pattern “Das kann ja nur der Scrum Master, weil das seine Aufgabe ist” und ist gelebte Weiterentwicklung.
Zusätzlich hilft auch noch das Modell “wollen” / “können”: Es gibt Menschen die wollen aber noch nicht können, oder die können aber nicht wollen, oder die weder wollen noch können. Entsprechend dieser Einordnung hilft es dann, Enablement & Empowerment zu betreiben, Impediments aufzudecken und zu behandeln (Impediments verbessern oder beheben, Rahmenbedingungen wenn möglich verändern, Unterstützungsleistung in Form von Pairing zu bieten usw.), oder andere Tätigkeitsgebiete im Unternehmen oder in anderen Unternehmen zu finden.
Und natürlich ist das alles nicht einfach, daher ist sich gegenseitiges Verzeihen (auch über Hierarchiegrenzen hinweg) so wichtig. Kleine Iterationen und hohe “Density” in der Kommunikation helfen dann dabei, dass auch ins Risiko gegangen werden kann weil eine Art “Sicherheitsnetz” dabei ist.
Ist das anstrengend? Ja!
jm2c.